Dr. Ulrich Strempel
Beitrag unseres Fraktionsvorsitzenden Dr. Ulrich Strempel im Glienicker Kurier, November 2015, S. 30

Hilfsbereitschaft bedarf nicht großer Worte, sondern vieler Taten. Diese Weisheit passt auch gut auf DAS Thema, welches viele Glienickerinnen und Glienicker momentan beschäftigt: Die künftige Unterbringung von Flüchtlingen in unserem Ort. 

Sorgen ernst nehmen!

Einerseits stimmt die auch in Glienicke/Nordbahn spürbare Welle der Hilfsbereitschaft hoffnungsvoll. Andererseits treibt die Aussicht auf das Flüchtlingsheim und die Ungewissheit, wer zu uns kommt, so manchen im Ort um. Der Herausforderungen und Unwägbarkeiten sind auch viele. Genau deshalb darf man die Sorgen zahlreicher Bürgerinnen und Bürger weder klein reden noch als „politisch inkorrekt“ einfach vom Tisch wischen. Sie sind ernst zu nehmen und wo immer möglich in der Sache zu entkräften.  

Wir in Glienicke/Nordbahn tun das. Dafür steht nicht zuletzt die Informationsveranstaltung von Gemeinde, Kreis und „Nordbahngemeinden mit Courage e.V.“ am 15. Oktober. Sie bot Gelegenheit zu einen offenen Austausch. Oft reichen nämlich belastbare Fakten und Klarstellungen von Sachverhalten, um Gerüchten oder falschen Vorstellungen den Garaus zu machen. Zur Wahrheit gehört freilich: Den Kopf in den Sand zu stecken bringt nichts, einfache Lösungen gibt es ebenso wenig. Vor Rattenfängern, die solche propagieren, ist zu warnen.

Schlüssiges Konzept auch für Glienicke?

Weil die Infoveranstaltung erst nach Redaktionsschluss stattfand, an dieser Stelle nur so viel: Sie war notwendig,  richtig und wichtig. Vor allem reiht sie sich ein in die vorbildlich offene Informationspolitik unseres Bürgermeisters Hans G. Oberlack. Zu loben ist hier aber auch die Kreisverwaltung. Anders als so manche kommunale Körperschaft stellt sie sich der Herausforderung, die die Unterbringung von Flüchtlingen in Oberhavel bedeutet, mit einem schlüssigen Konzept zu Verteilung und Integration. Bei Matthias Rink als zuständigen Dezernenten ist es zudem in fähigen Händen. Im Kern beinhaltet das Konzept bekanntlich eine dezentrale Unterbringung im ganzen Kreis verteilt auf alle Kommunen nach Bevölkerungsstärke 

Auch Glienicke/Nordbahn ist gefordert, voraussichtlich allerdings erst kommendes Jahr. Das gibt uns Zeit zu sorgfältiger Vorbereitung, ein Luxus, der momentan keineswegs allen Gemeinden zuteilwird. Die Ausschussbefassung mit dem Vorschlag des Kreises, in Ortsmitte moderne Mehrfamilienhäuser Stein auf Stein (als keine Container) zu bauen, fand ebenfalls nach Redaktionsschluss statt. Den Beratungen kann ich nicht vorgreifen. Aber grundsätzlich führe Glienicke mit dem Beabsichtigten nicht schlecht: Nach ihrer Bestimmung als Flüchtlingsunterkünfte könnten die Häuser einer Weiternutzung beispielsweise als Seniorenwohnungen (die wir dringend brauchen) zugeführt werden. Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, aber die vorgelegten Entwürfe sind nicht dazu angetan, unser Ortsbild zu verschandeln. Noch kann der Kreis naturgemäß nichts hinsichtlich der künftigen Bewohner zusagen. Von der Lage nahe Bildungseinrichtungen wären die Wohnungen gerade für Mütter mit Kindern oder Familien prädestiniert. 

Hilfe jetzt!

Vergessen wir vor allen Dingen aber nicht das Wesentliche: Zu uns kommen Menschen in existenzieller Not. Sie kommen mit einem hohen Vertrauensvorschuss an Deutschland, an die Deutschen, an unseren Rechtsstaat und an unsere freie, offene Gesellschaft. Unerheblich, ob sie letztendlich als Flüchtlinge anerkannt und Bleiberecht erhalten werden. Unerheblich auch, ob sie überhaupt dauerhaft bleiben oder nicht nach Beseitigung der Fluchtgründe lieber wieder in ihre Heimat zurückkehren möchten. Zu aller erst brauchen sie Hilfe – jetzt! Um das zu begründen, braucht man nicht einmal die deutsche Geschichte zu bemühen. Unsere christlichen Werte und der Schutz der Menschenwürde lassen gar nichts anderes zu. 

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