Foto: Dirk Steichele, Sachkundiger Einwohner im TIG CDU Ortsverband Glienicke
Steichele gegen Fahrradstraße auf der Schildower Straße (Foto: privat)

Am 29.November versammelten sich Vertreter von Glienicke und Reinickendorf sowie Anwohner zum „Runden Tisch“ in der Alten Halle in Glienicke. Eigentlich sollte dies ein intensiver Arbeitsprozess sein, in dem alle Betroffenen insbesondere über die Verkehrsverbindung von Glienicke durch das Berliner Waldseeviertel beraten. Das war der neuen Verkehrsstadträtin offenbar wohl nicht geheuer. Denn sie änderte kurzerhand das Format in eine Art Bürgerversammlung – allerdings im Wesentlichen mit ihr genehmen Teilnehmern.

Eingeweiht waren offensichtlich die Gruppen, die mit den Vorstellungen der Stadträtin konform gehen, aus der Schildower Straße eine Fahrradstraße zu entwickeln. Der Glienicker (und oberhaveler) motorisierte Durchgangsverkehr soll dann weitestgehend nicht mehr durch fahren dürfen (Anlieger frei). Ihnen bliebe nur die B96.

Die Initiativen um Professor Ortmann hatten – offenbar vorinformiert – ihre Anhänger und Lobbyisten mobilisiert. Die Initiative Offene Nachbarschaft war mit zwei Delegierten auf einen Arbeitsprozess am „Runden Tisch“ eingestellt, der aber dann nicht stattfand. Kein Wunder, dass hier fast alle der Stadträtin die Bälle zuspielten. Was aussah wie Beteiligung, war in Wirklichkeit eine inszenierte Echo-Kammer der amtierenden grünen Stadträtin.

Vorgestellt wurde das interkommunale Verkehrskonzept, welches die Verkehrsflüsse von und nach Berlin und des Umlandes verbessern soll. Dabei wird ausdrücklich darauf gesetzt, dass durch eine Verbesserung des Radwegenetzes und des öffentlichen Nahverkehres die Anwohner der Region umworben werden sollen, auf den eigenen Pkw zu verzichten, um den zunehmenden Individualverkehr zu reduzieren. Und die Verkehrssituation auf dieser Straße wäre beruhigt. Herr Ortmann fügte hinzu, dass dann auch durch Sperren ein Durchgangsverkehr verhindert werden muss. Es wurde auch deutlich, dass besonders die OHV-Fahrzeuge als lästig empfunden werden. Dass sich der Verkehr dann andere Wege durch Nebenstraßen in Hermsdorf oder entlang unserer Hauptstraße an der Schule vorbei suchen wird, ist den Anwohnern der Schildower Straße egal – Hauptsache Ruhe vor der eigenen Haustür.

Gegen die Idee einer Fahrradstraße hatte sich auch ein von Reinickendorf in Auftrag gegebenes Gutachten ausgesprochen. Laut Straßenverkehrsordnung darf eine Fahrradstraße nur eingerichtet werden, wenn
der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist. Aktuell sind aber Radfahrer dort nicht die vorherrschende Verkehrsart und werden es aus unserer Sicht auch nicht werden. Die Fahrradstraße soll ja auch nur vorgeschoben werden, um über diesen Kniff doch eine Durchgangssperre nach Glienicke umzusetzen. Wie der Bus 326 seinen Fahrplan einhalten soll, wenn er hinter bummelnden Radfahrer herfahren muss, ist auch noch offen und wird derzeit mit der BVG geklärt.

Ganz offensichtlich sucht die noch amtierende Stadträtin Stephan noch vor der zu wiederholenden Kommunalwahl am 12. Februar Fakten in ihrem Sinn zu schaffen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neu gewählten Reinickendorfer Bezirksverordneten anschließend entscheiden werden. Danach heißt es hoffentlich auch „neues Spiel, neues Glück“ und der Runde Tisch wird in seiner ursprünglichen Konzeption wieder aufgenommen – als sach- und zielorientierter Trialog der beiden Gemeinden und des Kreises Oberhavel.

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