Erneut liest man in den Zeitungen, Glienicke/Nordbahn wäre nicht gewillt, Kompromisse zur Abwendung der Sperrung des Waldseeviertels in Hermsdorf einzugehen. Die Gemeindevertretung wird auf einem verbalen Niveau, das keine Replik verdient, beschimpft und der Verantwortungslosigkeit bezichtigt.

Nur: Für wen trägt unsere Gemeindevertretung denn Verantwortung? Für Berlin? Nein. Für die meist nur durchfahrenden Pendler aus Oberhavel? In Teilen. Vor allem aber trägt sie Verantwortung für unseren Ort. Immer wieder kommen Forderungen, hier oder dort eine Straße zu sperren. Aber haben Sie schon einmal versucht, einen Fluss durch einen Damm zu sperren? So wie das Wasser sucht sich auch der fließende Verkehr seinen Weg.

Das Resultat einer Sperrung der Schildower Straße – und darauf liefe die Einrichtung einer Fahrradstraße mit Anlieger-frei-Beschilderung hinaus – wäre zum einen mehr Verkehr durch die Veltheimstraße. Vor allem aber eine enorme Zunahme des Verkehrs vor Glienickes Grundschule und dem Seniorenheim. Um dann bei der B96 auf eine der zehn meistbefahrenen Bundesstraßen zu stoßen. Die Anwohner, die Kinder, die Senioren werden es danken. Dem wird die CDU nicht zustimmen. Unsere Devise hier ist, die Schwächsten (Kinder und Senioren gehören dazu) zu schützen, nicht zu gefährden.

Mit der Förderung des ÖPNV zu hohen Kosten für unseren Gemeindehaushalt ist Glienicke in Vorlage gegangen und hat einen Lösungsweg eingeschlagen, der allen Seiten entgegenkommt. Weitere solche zu finden war Aufgabe des Runden Tischs Reinickendorf/Oberhavel/Glienicke, den Bezirksstadträtin Stephan (DIE GRÜNEN) unverständlicherweise einseitig aufgekündigt hat. Wir wollen rasch genau zu diesem sachlichen, lösungsorientierten Trialog zurück. Selbstverständlich gehören dazu auch konstruktive Ansätze der Bürgerinitiativen. Genau das hat die Gemeindevertretung beschlossen – nun sind die Reinickendorfer am Zug.

Zum Abschluss sei mir eine persönliche Anmerkung gestattet: Es würde mich sehr freuen, am Runden Tisch zu erfahren, was Berlin tut, die Menschen zu motivieren, vom Auto umzusteigen. Immerhin könnte das 49-Euro-Ticket (übrigens nicht
Berlin zu danken) die ABC-Tarifzonenproblematik entschärfen. Für manchen Oberhaveler Pendler könnte es nun attraktiver als bisher sein, an einem S-Bahnhof außerhalb Berlins in die Bahn zu steigen. Aber an die, die das in Hermsdorf oder Frohnau tun möchten, muss trotzdem gedacht werden. Auch mit Parkraum.

Die sollen gefälligst auf’s Rad umsteigen? Mit Zwang wird das nicht gelingen. Ich radle zur S-Bahn und würde einen ordentlichen Belag auf der gesamten Schildower Straße sehr begrüßen. Weitere Vorschläge: die maroden Radwege am Hermsdorfer Damm modernisieren; sichere Fahrradstellplätze an den Bahnhöfen in Hermsdorf und Frohnau massiv ausbauen; die S-Bahntaktung in Oberhavel verstärken, mindestens aber mehr Fahrradabteile in den Zügen. Das wären ausreichende Anreize weit unterhalb der Schwelle einer Sperrung für andere Verkehrsteilnehmer. Eventuell sähe ich dann auch mal mehr als nur die derzeit ganz wenigen Radfahrer außer mir.

Michael Löser, Sellvertretender Vorsitzender, CVDU Glienicker/Nordbahn

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