„Schade, wenn das gebaut würde!“ Mit dieser Aussage zum projektierten betreuten Wohnen an der B96 schockierte der Fraktionsvorsitzende der GBL die überwiegende Mehrheit auf der letzten Sitzung der GVT. Bereits im für Planen zuständigen Ausschuss sah sich die Vertreterin seiner Fraktion nur mit dem Gemeindevertreter der Piraten außer Stande, der GVT die Weiterverfolgung des vorgelegten Konzepts zu empfehlen. Das ist gleichermaßen bedauerlich wie unverständlich. Wo bleibt das generationengerechte Denken?

Dabei braucht Glienicke/Nordbahn dringend betreutes Wohnen, und das seit Jahren. Ebenso lange werden immer wieder kommunalpolitische (Krokodils-)Tränen darüber vergossen, dass diesem Mangel nicht Abhilfe geschaffen wird. Interessenten gab es. Aber stets nach der gleichen psychologisch zermürbenden Salamitaktik – prüfen Sie dies, belegen Sie noch jenes, vom „Hölzchen aufs Stöckchen“, von Ausschusssitzung zu Ausschusssitzung geschoben -- gelang es, Investoren und Betreiber genervt abspringen zu lassen. Das darf nicht wieder passieren.

Schlüssiges Konzept liegt vor

Zumal der Betreiber bisher alle unsere Fragen im Umwelt- und Planungsausschuss geduldig und überzeugend beantwortet hat. Das Dachgeschoss wurde gemäß den geschmacklichen Vorgaben der GBL-Gemeindevertreterin sogar neugestaltet. Hier soll betreutes Wohnen entstehen, kein Pflegeheim mit 24-Stunden-Rundumversorgung. Es bringt nichts, Angaben beispielsweise zum Verkehrsaufkommen des erfahrenen Betreibers – bei aller angezeigten kritischen Aufmerksamkeit -- grundlos in Frage zu stellen. Das Projekt betreutes Wohnen in Glienicke/Nordbahn sollte an Langlebigkeit nicht den Willy-Brandt-Flughafen in den Schatten stellen.

Die Gemeinde ist die Herrin des B-Plans, nicht die Bauherrin. Wenn der künftige Betreiber ein schlüssiges Konzept vorlegt, und das tut er, sollten wir schleunigst in den Prozess der Prüfung der notwendigen B-Plan-Anpassungen einsteigen. Das Gebäude entspricht der urbaneren Bebauung entlang der B96. Es wird die dahinterliegende Siedlung am Sandkrug gegen die Verkehrsgeräusche der Bundesstraße abschirmen. Gleichwohl wird der Bauherr auf die Eigentümer der unmittelbar angrenzenden Grundstücke zugehen, die nach dem Flachbau des Jugendklubs sicher nicht mit solch großen Gebäuden gerechnet haben.

Übergeordnetes gemeindliches Interesse

Nach dem nun vorliegenden GVT-Beschluss sollte die Verwaltung zügig in die für die endgültige Planung und Bau notwendigen Prüfungen einsteigen. Rund ein Viertel der Einwohner unseres Ortes sind Senioren. Tendenz steigend. Von vielen hören wir immer wieder den dringenden Wunsch, sich wohnungsmäßig verkleinern, aber eben auch in Glienicke bleiben zu wollen. Ist da die Frage nach den neu zu pflanzenden Bäumen, zu Recht gestellt und ohnehin zufriedenstellend beantwortet, wirklich so „kriegsentscheidend“?

Aus unserer Sicht besteht also ein übergeordnetes gemeindliches Interesse an betreutem Wohnen in unserem Ort. Das rechtfertigt durchaus Anpassungen des B-Plans, denn das geplante Bauwerk fügt sich in die Umgebung ein. Gute Politik für Glienicke geht nicht gegen die berechtigten Interessen seiner Senioren.

Dr. Ulrich Strempel

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